Braucht man ein drittes Brompton? Wahrscheinlich nicht unbedingt. Dennoch freue ich mich übermäßig, dass ich dieses 21 Jahre alte Brompton via eBay Kleinanzeigen aufgetan habe und für einen wirklich fairen Preis kaufen konnte. Dank meiner Schwester kam es knapp zwei Wochen nach dem Kauf, aus der Nähe von Hamburg, bei mir an. Die Vorbesitzer hatten es aus London mit nach Deutschland gebracht und nun obliegt es mir, diesem wunderbaren kleinen Rad wieder neues Leben einzuhauchen. Denn: Man konnte zwar noch irgendwie damit fahren, doch die extra Portion Liebe und Fürsorge, die so ein kleines Rad nun mal benötigt, hat es schon lang nicht mehr bekommen.
Bereits mit der Sichtung bei Kleinanzeigen begann für mich die Frage nach der Modell-Generation. Einige Teile sprachen für ein MK3, ein paar Details stammten aber auch noch von der MK2 oder bereits von der 4. (noch heute aktuellen) Generation. Somit schrieb ich in Ermangelung der Seriennummer mit der Rahmennummer (207XXX) an Brompton und erhielt die Antwort, dass es sich um ein MK3 handelt, hurra!
Tja, wenn ich mich da mal nicht zu früh gefreut hätte. Denn, wie sich einige Tage später, dank der Bromtonauten, herausstellte: Der Rahmen stammt von einem MK4. Wohl ein späterer Tausch, unter welchen Umständen auch immer. Die Historie des Rades wird somit immer spannender. 🤓 Und Brompton weiß offensichtlich nicht mehr so ganz, was vor 20 Jahren gelaufen ist. Na gut.
Doch zurück zur Technik. Eine weiteres Detail, welches mich sehr, sehr glücklich macht: Das neue (alte) Brompton verfügt über eine 5-Gang-Schaltung von *trommelwirbel* Sturmey Archer! Wie es um das gute Stück steht, werde ich noch testen müssen. Auf meiner Testfahrt vernahm ich im Leerlauf eher seltsame Geräusche.
Zusammenfassend: In den nächsten Wochen (und Monaten) werde ich also ein Brompton von 2003 mit vielen MK3-Teilen und MK4-Rahmen, Ausführung H5R in Ivory (damals Sonderlack) und Schwarz restaurieren.
Apropos Restaurieren: Inzwischen habe ich das Bromton komplett in seine Einzelteile zerlegt. Bisher habe ich mich schon für einen Brompton-Nerd gehalten, aber nun kenne ich wirklich jedes Detail und seine jeweiligen Herausforderungen. Doch dank der Brompton Dealer Manual und dieses Dokuments, welches mich darüber aufgeklärt hat, dass der Hinterbau über eine rear hinge spindle verschraubt ist, habe ich auch die letzten Rätsel lösen können. Danke Internet! Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Zustand der meisten Teile. Sorgen macht mir tatsächlich bisher nur der Hinterbau. Den Rost werde ich besiegen können. Doch die beiden „Hinterbauöhrchen“, an denen die Rollen am Rahmen verschraubt werden, sind verbogen. Eine Seite sogar so stark, dass ich die Schraube nur absägen konnte. Zur Not muss ein neuer Hinterbau her. Zunächst hoffe ich auf das Ausbohren.
Nun beginnt erstmal das feinsäuberliche Putzen aller Teile, die ich erhalten möchte. Natürlich den kompletten Rahmen (mit dem wunderbar abgenutzten Logo-Aufkleber, der allein schon so viele Geschichten erzählt), die Bremsen, zunächst auch die Felgen. Einen Lenker, Bremshebel, Trägerblock, Kurbel und Kettenblatt sowie MKS-Steckpedale habe ich in meinem eigenen Teile-Lager. Ein neues Tretlager, eine moderne stop disc, Schutzbleche und ein leichter Gepäckträger sind unterwegs. Eine neue rear hinge spindle werde ich morgen bei einem Fachhändler besorgen und dann beginnt Stück für Stück der Neuaufbau.
Ich kann es kaum erwarten, bald damit durch die Welt zu fahren!
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