Gestern wurde ich, auf einem Parkplatz in Mülheim an der Ruhr stehend, nach einer Radtour von einer Person angequatscht, welche gerade mit einem Brompton auf Probefahrt war. Sie hatte nur 20 Minuten Zeit, schien das Fahrgefühl soweit zu mögen, doch stellte sich viele, viele Fragen. Die Person fragte, ob ich das Rad empfehlen könne. Meine Augen begannen zu leuchten, die Wolkendecke öffnete sich und ein Lichtstrahl schien auf mich herab, damit ich mit meinem Vortrag starten konnte. *hust* Okay, teile dieser Erzählung könnten frei erfunden sein.
Ich begann damit, dass ich nun seit über sechs Jahen Brompton fahre. Dies auszusprechen sorgte für ein innerliches „Wow“ und nun auch für diesen Text. Denn, wow, seit Anfang 2018 fahre ich Brompton! Es begann alles mit einem H3R, das ich sehr (sehr!) spontan gekauft habe. Eigentlich wollte ich damals™ nur zu einer Probefahrt in den Radladen, doch kaum eine Stunde später verließ ich das Geschäft mit einem voll ausgestattetem Brommie samt Tasche.

Keine vier Monate später folgte mein kleiner Renner, ein S1E. Damals noch individuell konfigurierbar, in der „konträren“ Farbkombination zum M3R. Ursprünglich hatte ich es für die Brompton World Championships in London gekauft. Ich hatte den Startplatz, den Flug, das Hotel und das 60er Kettenblatt, das mich locker auf über 40 km/h bringen sollte. Doch dann kam eine Operation, eine lange Heilungsphase und meine Teilnahme war dahin. Ans Herz gewachsen ist es mir trotzdem, weil es das minimalste, reduzierte und damit direkteste Brompton-Erlebnis ist.
Beide Fahrräder haben inzwischen mehrere tausend Kilometer (das M3R um die 10.000, das S1E um die 2.500 🤓) auf den Felgen und sind aus meinem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie werden nahezu täglich gefahren, ständig optimiert und weiter aufgehübscht.
Als ich mein erstes Brompton gekauft habe, war ich sofort fasziniert von der Kompaktheit und Flexibilität, mehr aber noch vom Fahrgefühl (vor allem im Vergleich zu anderen Falt-Rädern). Viele Jahre saß ich fast ausschließlich auf dem Rennrad und habe die Steifheit und den Antritt lieben gelernt. Doch dieses kleine Klapprad mit seinen 16-Zoll-Rädern konnte auf Anhieb (mit meinen Ansprüchen) mithalten und hat in Sachen Agilität noch einiges drauf gesetzt. Die Möglichkeit, mein Fahrrad überallhin mitzunehmen, sei es im Zug, in den Supermarkt oder in meine kleinen Stadtwohnung, hat mein Leben regelrecht revolutioniert und meinen klimafreundlichen Bewegungsradius nochmal deutlich erhöht.

So ambivalent mein Verhältnis zu den sozialen Medien in den letzten Jahren auch geworden ist, die wirklich unglaubliche Brompton-Community trägt sicherlich einen Teil zu meiner Begeisterung bei. So dokumentiere ich meine Abenteuer seit meinem ersten Tag auf dem Faltrad bei Instagram unter dem Namen @brom_voyage. Ob Städte-Trips, Bikepacking-Touren oder gelegentliche Gran Fondos – auf kleinen Rädern ist einfach alles möglich. Jede Fahrt – und sei sie noch so kurz – ist ein kleines Abenteuer, jede Tour eine neue Geschichte. Immer bin ich froh in Bewegung zu sein und meine mentale Gesundheit dankt es mir, völlig unabhängig von Likes und Shares.
Im Laufe der Jahre sind mein H3R und S1E mehr als nur Fahrräder für mich geworden. Sie sind – klingt pathetisch, fühlt sich jedoch so an – treue Begleiter und ein Stück Lebensgefühl geworden. Diese Fahrräder sind nicht nur ein Fortbewegungsmittel, mit ihnen verbunden ist auch auch eine Lebensweise, die ich als sehr bereichernd empfinde.
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